Sep 25, 2024
Rhetorik im US-Wahlkampf: Ein Vergleich Kamala Harris vs. Donald Trump
Wie Worte Wahlen entscheiden: Die Macht der Rhetorik im politischen Wettstreit
Im mit Spannung erwarteten TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump wurde deutlich, wie entscheidend die Wahl der Worte für den Wahlerfolg sein könnte. Harris, die mit ihrem Running Mate Tim Walz eine bemerkenswerte Aufholjagd hinlegt, präsentiert eine positive Rhetorik, die auf Hoffnung, Einheit und soziale Gerechtigkeit abzielt.
Im Gegensatz dazu setzt Trump auf emotionale Angriffe und das Schüren von Ängsten, was ihn im wahrsten Sinne des Wortes recht alt aussehen lassen könnte. Die rhetorischen Mittel beider Kandidaten sind für Kommunikationsexperten nichts Neues, sondern lassen sich auch auf die antiken Schulen von Aristoteles* und den Sophisten** zurückführen.
In diesem Beitrag analysieren wir die verwendeten rhetorischen Stilmittel sowie historische Beispiele aus vergangenen Wahlen.
Rhetorische Mittel im TV-Duell
Kamala Harris setzte in ihrem Auftritt auf eine positive und inspirierende Rhetorik. Sie betonte soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Chancen und Integration. In ihren Antworten sprach sie häufig über die Notwendigkeit, die Mittelschicht zu stärken und eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Ein Beispiel dafür ist ihr Slogan „We Are Not Going Back“, der Hoffnung und Fortschritt suggeriert.Im Gegensatz dazu griff Donald Trump Harris scharf an und bezeichnete sie als "radikale Linke". Seine Ansprache war von Wut geprägt; er beschrieb die USA als „eine Nation, die im Sterben liegt“ und mobilisierte seine Anhängerschaft durch provokante Aussagen.
Chancen für die Kandidaten
Die Chancen für Kamala Harris könnten durch ihre positive Rhetorik gestärkt werden, insbesondere in einem zunehmend diversifizierten Amerika. Ihre Ansätze zur Wirtschaftspolitik betonen soziale Gerechtigkeit und könnten unentschlossene Wähler anziehen.Donald Trump hingegen hat eine starke Anhängerschaft, die sich mit seiner populistischen Rhetorik identifiziert. Seine Fähigkeit, Ängste zu schüren – sei es durch seine restriktive Migrationspolitik oder das Versprechen von wirtschaftlichem Wachstum – könnte ihm helfen, seine Basis zu mobilisieren.
Historische Beispiele
Um die Auswirkungen der Rhetorik auf den Wahlerfolg zu verstehen, können wir einige historische Beispiele betrachten:
Abraham Lincoln vs. Stephen A. Douglas (1858): Lincolns klare moralische Argumentation half ihm, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen.
Franklin D. Roosevelt vs. Herbert Hoover (1932): Roosevelts optimistische Rhetorik während der Großen Depression führte zu seinem Wahlsieg.
John F. Kennedy vs. Richard Nixon (1960): Kennedys charismatische Präsenz half ihm im ersten Fernsehduell.
Barack Obama vs. John McCain (2008): Obamas positive Botschaft von Wandel resonierte stark mit den Wählern.
Angela Merkel vs. Martin Schulz (2017): Merkel setzte auf eine ruhige Rhetorik; Schulz versuchte emotionale Appelle.
Diese Beispiele zeigen, dass positive Rhetorik über soziale Gerechtigkeit oft erfolgreich war.
Fazit
Die Rhetorik im aktuellen US-Wahlkampf zwischen Kamala Harris und Donald Trump wird entscheidend sein für den Ausgang der Wahl. Während Harris mit einer positiven Botschaft versucht, unentschlossene Wähler zu gewinnen – insbesondere durch ihren Fokus auf wirtschaftliche Chancen –, setzt Trump auf emotionale Ansprache sowie persönliche Angriffe. Als Europäer frage ich mich: Welche Lehren können wir aus dieser Dynamik ziehen? Die bevorstehenden Wahlen in Deutschland zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz werden ebenfalls zeigen, wie wichtig es ist, eine klare Botschaft zu formulieren – sei es durch positive Ansprache oder das Ansprechen von Ängsten in einer zunehmend polarisierten Welt. Wie Worte Wahlen entscheiden: Die Macht der Rhetorik im politischen Wettstreit bleibt also ein zentrales Thema nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande.
* Alle Bilder dieses Blogbeitrags sind durch Midjourney künstlich generiert.
**Zusatzinformationen zur antiken Rhetorik
Die antiken Ursprünge der Stilmittel beider Kandidaten sind unverkennbar:
Aristoteles* entwickelte eine umfassende Theorie zur Rhetorik; seine drei Überzeugungsmittel – Ethos (Glaubwürdigkeit), Pathos (emotionale Ansprache) und Logos (logische Argumentation) – bilden bis heute die Grundlage für viele rhetorische Analysen.
Die Sophisten** waren Lehrer im antiken Griechenland; sie lehrten rhetorische Techniken sowie Strategien zur Überzeugung anderer von ihren Ideen. Sie lehrten junge Menschen nicht nur rhetorische Techniken, sondern auch Strategien zur Debatte und zur Überzeugung anderer von ihren Ideen. Im Gegensatz zu philosophischen Ansätzen legten sie weniger Wert auf Wahrheit "Fake News accepted" als vielmehr darauf, wie man effektiv argumentiert und andere überzeugt – oft unabhängig von den Fakten.