Alex Hauk - Performance Support

Nov 10, 2020

In der Zeitung BNN

Licht ist sein Liebstes

Veranstaltungstechniker, Berater und Idealist: Alex Hauk hält Kunst und Kultur für existenziell wichtig

,,A" wie Alex. „A“ wie alles anders, aber [irgendwie] angenehm." So beschreibt der gebürtige Südweststädter Alex Hauk seine Situation. Das , irgend- wie soll auf jeden Fall noch mit rein, darauf besteht er, und zwar in eckige Klammern gefasst. Denn er weiß, dass die Schließung der Konzert- und Theaterbühnen viele Kollegen sehr hart getroffen hat, während es ihm noch vergleichsweise gut geht. Der gelernte Veranstaltungstechniker hat nach seiner Lehre in Aalen noch Abschlüsse in International Management sowie Marketing und Kommunikation gemacht. Er berät Firmen, das ist sein solides Standbein, das ihn über Wasser hält. Sein Spielbein aber, das ist die Kunst und für die schlägt sein Herz

Das ist spätestens seit einem Erlebnis in der dritten Klasse so, als er mit der Theatergruppe seiner Grundschule 1987 an den Karlsruher Schultheatertagen teilnahm und den damaligen Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder samt Oberbürgermeister Gerhard Seiler zum Schlangenbeschwören auf die Bühne des Staatstheaters holte: ,,Da gibt's einen Artikel in den BNN vom 25. Juni 1987. Da sieht man, wie die Honoratioren vor einem Schlangenkorb knien und ich mir eins lach'."

Während seiner technischen Ausbildung begann das, was er seine „Road-show" nennt: Zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen fahren, Anlagen aufbauen, Kabel verlegen, an den Reglern sitzen und danach alles wieder abbauen und einräumen. Zunächst kümmerte er

SERIE: Kulturgesichter

sich um den Ton, was er auch heute noch gelegentlich macht. Aber seine Vorliebe ist die Lichtgestaltung. Mit den Grundlagen dieses Gewerks hat er sich bereits während seiner Ausbildungszeit be- schäftigt, weil es seinerzeit im Betrieb zu wenig Lichtsetzer gab und sein Chef ihm sagte, er solle sich da mal einarbeiten. Das Licht, findet er, wird immer noch gerne unterschätzt, obwohl es dem Geschehen auf der Bühne wichtige Gestaltungsmöglichkeiten beifügen kann. Es kann Räume abtrennen und aufteilen, es kann der Bühne Tiefe verleihen, es kann die visuelle Aufmerksamkeit des Publikums zu Stellen hin- oder von ihnen wegleiten und durch Farben Stimmungen erzeugen: ,,Ich versuche das, was auf der Bühne präsentiert wird, zu verstehen, zu inter- pretieren und in ein Lichtset zu bringen. Ich möchte, dass die musikalische Präsenz sich auch im Licht widerspiegelt."

Sein Chef hätte ihn gerne übernommen, aber Alex Hauk wollte frei arbeiten. Diese Entscheidung war eine Weichenstellung, denn sie führte ihn zum Karlsruher Tempel, ,, und da bin ich auf den Tanz gestoßen. Da hab' ich zum ersten Mal das Theaterlicht richtig kennengelernt und auch das Tanztheater für mich entdeckt." Das begleitet er seither auch als Fotound Videograf. Für die vom Tempel produzierte Webserie ,,Bewegung in der Stadt" filmte und gestaltete er die Clips, in denen Karlsruher Tänzerinnen und Tänzer vorgestellt werden. Er setzt Licht, gestaltet Bilder und Filmporträts, weil es ihm ein Bedürfnis ist. Alleine davon leben könnte er nicht, aber er ist davon überzeugt, dass Kunst und Kultur für eine Gesellschaft existenziell wichtig sind und beim Tempel am Pult zu stehen, ist für mich immer noch ein Geschenk." Das Glück des soliden Standbeins hat ihn vor größeren Sorgen bisher bewahrt. Was er sich von der Kulturgesichter-Aktion erwartet ist, dass die Menschen sich klar machen, dass es Menschen sind, die die Kultur machen". Seine Hoffnung verliert er nicht: ,,Ich hoffe, dass der Schrecken zur Chance wird. Dass Menschen Kunst und Kultur wieder mehr für sich wahrnehmen, ohne dass es so eine Konsumgeschichte wird, und dass das Erleben dieser Krise uns hilft, Lösungen für unsere Umweltprobleme anzugehen." Er weiß, räumt er ein, dass er einer der wenigen ist, die noch optimistisch sind, aber ,,ich habe keine Angst."

Jens Wehn

Zur Serie Die Kulturszene ist besonders hart getroffen von den Corona-Maßnahmen: Hier arbeiten zahlreiche Menschen, denen seit dem ersten Lockdown im März die Einnahmen größtenteils oder sogar komplett weggebrochen sind. Auch viele Karlsruherinnen und Karlsruher sind davon betroffen und machen derzeit mit der Fotoaktion ,,Kulturgesichter0721" auf die bedrohliche Lage ihrer Berufsgruppen aufmerksam. Einige hiervon stellen die BNN in einer Porträt-Reihe vor.

Ein Herz für die Kunst der Veranstaltungstechniker Alex Hauk Foto: Niklas Braun


Badische Neueste Nachrichten 11.11.2020